Als es gestern kurz vor Mittag losging, waren alle da – überraschend nach grauen Tagen auch die Sonne. Und so wurde der frühlingshafte Sonntag für Zuschauer und Teilnehmende zum idealen Survival-Tag und zur Party, an der die Stimmung schon ausgelassen war, bevor sich unterwegs die ersten Mühen abzeichneten. Rund ein Drittel der 3.500 Gemeldeten startete auf dem Thuner Waffenplatz zum kräfteraubenden Abenteuer über 18 Kilometer und 26 Hindernisse, ein wenig später machte sich der grosse Rest auf zur Light-Version über die halbe Distanz. «Start»am Survivalrun heisst ja seit jeh gleich viel wie: zum letzten Mal sauber, zum letzten Mal trockene Füsse, zum letzten Mal noch ein wenig verschlafen.
Wach wurden schnell alle, denn die 7. Austragung hatte es wieder in sich: Anders als im vergangenen Jahr hatte sich der Schnee schon seit einigerZeit verzogen und der Boden war nicht mehr gefroren. Deshalb versprachen die wieder eingebauten und für den Spassfaktor so ausschlaggebenden Wasser- und Schlammpassagen schaurig schöne Erlebniswelten, in denen sich auch das eine oder andere Krokodil tummelte und Schilder vor zähnefletschenden Piranhas warnten. Zu diesen Hürden gesellte sich an den Verpflegungsposten ein kulinarisches Hindernis: Wer es wagte, konnte die Speicher mit proteinreichen Heugümpern und Mehlwürmern nachfüllen.
Und während sich der überdimensionale Tatzelwurm an Teilnehmerinnen und Teilnehmern über das weite Feld, durch enge Röhren, unter Spinnennetzenund über wacklige Pneuhalden Richtung Ziel oder zweite Runde bewegte, wurde eines klar: Da sind mehrheitlich Frauen unterwegs. Erstmals seit der Premiere 2013, als der weibliche Anteil im Startfeld noch 23 Prozent ausmachte, waren sie nun mit 52 Prozent erstmals in der Überzahl. Und mit einem Altersdurchschnitt von 26 Jahren hat der Run noch viel von einem Jugendlauf.
Weit über allen Durchschnitten bewegte sich Monique Hoferaus Tschugg, die Siegerin bei den Frauen. Mit 41 Jahren bezeichnete sie sich lachend als «alt» – dennoch erreichte sie bei ihrer dritten Teilnahme erstmals als Erste das Ziel. Sie ist nicht nur Springreiterin, sondern läuft in der Freizeit auch viel. «Es war schon anstrengend, vor allem die vielen Tempowechsel hatten es in sich», sagte sie und fügte an, sie habe die Superstimmung dennoch geniessen können, zumal auch ihr Achtjähriger erstmals mitmachte.
Bei den Männern hingegen war es ein Teenager, der eine spezielle Geschichte schrieb: Fabian Aebersold, der Sohn des mehrfachen OL-Weltmeisters Christian Aebersold, gewann als 18-Jähriger erstmals über die lange Distanz. Und dennoch war es bereits sein zweiter Sieg. «Im letzten Jahr bin ich über die kürzere Distanz angetreten und habe gewonnen, also dachte ich, ich nehme diese Challenge an», sagte der Athlet aus Brügg. Er hat die Herausforderung mit Bravour gemeistert, «obwohl die Schlammpassagen tief und deshalb hart waren». Mit nach Hause nahm er seinen ersten Pokal seiner noch jungen Sportkarriere.